Montag, 23. November 2015

21.11.2015 - Ein Handballspiel in Berlin, viele Franzosen und Rotwein in einer Hotelbar

Als wir Mitte Oktober aus dem Urlaub zurück kamen, stellten wir hocherfreut fest, dass man bei der Auslosung der 3. Runde im EHF-Pokal den Berliner Füchsen unsere "Zweitlieblingsmannschaft" aus Chambery zugelost hatte. Super - nach Berlin sind es nur gut 300 km einfache Strecke! Für uns war klar: Wenn der Termin passt, sind wir dabei! 

Der Termin passte, denn Berlin hatte zuerst Heimrecht und so würde das Spiel auf jeden Fall an einem Wochenende stattfinden, an dem ich spielfrei hatte. Lediglich die Hallenfrage war noch recht ungeklärt, da die Heimhalle der Füchse belegt war und auch die Ausweichhallen nicht zur Verfügung standen. Doch auch das bekamen die Füchse auf die Reihe: EHF-Pokal: Füchse Berlin lösen Hallenproblematik

Vom großen Bruder Gino erfuhren wir auf Nachfrage, dass Bobo mit nach Berlin kommen würde - perfekt, dann also nix wie hin da. Die nächste zu klärende Frage war dann: Wie kommen wir an Tickets? Die Ausweich-Halle in Hohenschönhausen fasst nur ca. 2000 Leute und die Tickets gingen erstmal an die Dauerkartenbesitzer der Füchse. Gut, wenn man Kontakte hat - über unseren Freund Greg konnten wir Karten aus dem Kontingent der Franzosen ergattern.
Damit war unsere Checkliste fast abgehakt: 
Termin - passt!
Tickets - bekommen wir! 
Bobo vor Ort - ja, wahrscheinlich! 
 Fortbewegungsmittel? Hmmmm... klar, die Bahn kommt und die Fahrt von Hamburg nach Berlin und zurück ist mit Fernbussen auch preisgünstig buchbar. Doch wir entschieden uns diesmal, mit dem Auto zu fahren - wir hatten das Gefühl, so flexibler zu sein. Und diese Entscheidung sollte sich als vollkommen richtig herausstellen.

Am Samstag packten wir unsere Taschen und starteten um 10 Uhr in der heimischen Garage. Die Straßen waren trocken und frei und so kamen wir zeitig in Berlin an.  Nach einem kurzen Abstecher in einen nahegelegenen Supermarkt kamen wir an der Halle an.
 
Die Fans aus Chambery waren mit 2 Reisebussen angereist und hatten 16 Stunden Fahrzeit in den Knochen. Alle Achtung & höchster Respekt! Ursprünglich sollten sogar 4 Busse fahren. Allerdings hatten nach den Terror-Anschlägen im Paris einige Mitfahrer abgesagt, so dass "nur" noch rund 120 französische Fans in der Hauptstadt eintrafen. Und die waren fröhlich, laut und sehr sangesfreudig.
"Bewaffnet" mit einer Kiste Bier gingen wir auf die französische Reisegruppe zu - und man konnte uns sofort zuordnen "Greg, le Ami de Allemagne" - Oui! Schön, Euch zu sehen! Das ein oder andere Gesicht kannten wir sogar noch von unserem Abstecher nach Frankreich. Bonjour hier - Küsschen da. Ich mag die Franzosen. :o) 
Dann betraten wir die Halle und die war sehr muggelig, sehr traditionell und sehr altehrwürdig. Und natürlich ganz anders, als die modernen Hallen oder gar die Multifuktionsarenen, in denen mittlerweile gespielt wird. Irgendwie schön und kultig, diese Halle im Sportforum Hohenschönhausen. 
Selbstverständlich hatten wir unsere Plätze im Gästefanblock (wo denn auch sonst?). Auf dem Weg dorthin trafen wir im Flur auf den Geschäftsführer der Füchse, Bob Hanning, der uns ob unseres offensichtlichen HSV-Outfits etwas erstaunt anschaute - doch da die Antwort auf seine Frage, was uns in die Halle zog, "Bobo Gille" lautete, wünschte uns viel Spaß beim Spiel. Wir bezogen hinter der feiernden Bande der 'Frega 12' unsere Plätze.
Die Verantwortlichen der Füchse hatten es tatsächlich fertig gebracht, die gesamte Halle mit Klatschpappen zu bestücken - lediglich die beiden Gästefanblöcke hatte man wohl "versehentlich vergessen". Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Doch Jens hatte vorgesorgt - und am Freitag noch einen großen Stapel werbefreier Klatschen in der Hamburger Geschäftsstelle abgeholt.... wobei: Werbefrei trifft es nur bedingt .... unübersehbar prangte das Logo des HSV Hamburg auf den Dingern. Es sah schon lustig aus, wie dieser französische Fanblock die blauen Hamburger Klatschen in die Höhe reckte. ;-)
Beim Aufwärmen stand "Uns Bobo" bereits hinter der Spielerbank von Chambery und reagierte auf mein Winken. Okay, ich hätte in dem Moment wohl auch problemlos einen Airbus A380 einweisen können, so ausladend waren meine Handbewegungen. ;-)
Erstaunlicherweise gab es vor dem Spiel keine Schweigeminute - trotzdem sangen die Chambery-Fans die Marseillaise zu Spielbeginn. Gänsehaut! Im Spiel selbst ging Chambery zwar erst mit 1-0 in Führung, dann trafen allerdings erstmal nur die Füchse. Chambery blieb zwar dran, aber so richtig gut sah das nicht aus. Berlin konnte die Führung zwischenzeitlich auf bis zu 4 Treffer ausbauen, doch zur Halbzeit kam Chambery dann tatsächlich wieder bis auf 1 Tor ran.
Auch in der 2. Halbzeit ging Berlin erst um Führung und leider hielt der Berliner Torwart mehr als sein französischen Kollege. Der machte es allerdings eigentlich richtig und hielt in den letzten ca 5 Minuten drei oder vier Bälle in Folge und das ermöglichte Chambery den Ausgleich zum 31-31 im der Schlussminute. Eine gute Ausgangslage für das Rückspiel - damit hatten wir nach dem Spielverlauf nicht wirklich gerechnet und die Franzosen vor uns drehten durch.
Die Mannschaft kam zum Abklatschen in den Fanblock und feierte dort fröhlich mit den frenetischen Anhängern. Dass die nach dem ganzen Gebrülle und Gesinge überhaupt noch Stimme hatten fand ich echt erstaunlich.
Wir hatten da schon einmal kurz die Gelegenheit mit Bobo zu sprechen und natürlich auch, um ein Foto zu machen.

 

Wir verabredeten uns für ein Treffen am Hinterausgang und schlenderten nach dem Verlassen der Halle langsam durch den Berliner Novemberregen hinter die Halle. Und dort warteten wir ... und warteten... und warteten ... alle kamen - nur Bobo nicht. Aber gut, das kennen wir ja schon. Nur wurde diesmal für uns die Zeit etwas knapp, denn wir waren mit ein paar Leuten noch zum Essen in einem nahegelegenen Lokal verabredet. 

Laurent, der Manager von Chambery kam aus den Katakomben der Halle, grüßte uns und wir revanchierten uns für seine Bier-Einladung beim Aufeinandertreffen in Chambery und drückten ihm schon mal eine Flasche Becks in die Hand ("Oh, Merci - Deutsches Bier, das ich noch nicht kenne!") und verabredeten uns auf ein Kaltgetränk in der Bar im Mannschaftshotel. Jens guckte mich etwas irritiert an, aber Laurent sagte sofort zu und verriet mir, in welchem Hotel die Mannschaft untergebracht war. Die anderen waren in der Zwischenzeit schon mal ins Restaurant vorgefahren und wir wollten "gleich" hinterher kommen. Dann kam Bobo auch endlich um die Ecke und er wurde sofort von den anderen Hamburger-Fans umlagert, die die Reise nach Berlin auf sich genommen hatten. Da wir ja nun schon mit Laurent verabredet waren, konnten wir Bobo mit einem freundlichen Lächeln sagen, dass wir uns später zwischen 21 und 22 Uhr in der Hotelbar treffen würden um in Ruhe einen auszuquatschen. Das schien absolut okay für ihn zu sein, denn er nickte und sagte, dass so früh heute sicher niemand ins Bett gehen würde. 

Wir düsten also schnell zu Greg, Didi und weiteren Freunden von Didi um endlich Nahrung zu uns zu nehmen, denn der Tag war doch recht lang und unsere Mägen knurrten inzwischen sehr. Es ging ins nahegelegene Restaurant "La Paz" um ein bisschen TexxMexx zu futtern. Nach dem Essen überlegte Greg (der ja nun schon die kompletten 16 Stunden Busfahrt + Spiel + Essen in den Knochen hatte) ob es nun für ihn in sein Hotel ging (er hatte sich die Rückfahrt mit den Bus erspart und einen Flug nach Genf am frühen Sonntag morgen gebucht) oder ob er uns noch begleiten solle. Die Enscheidung fiel auf "Ich komm mit Euch" und so saßen Greg und ich im Taxi zum CrownePlaza Hotel während Jens uns mit dem Zwei-Sitzer folgte.
Jens fand direkt vor der Tür des Hotels einen Parkplatz und stand vor diesem Plakat
  

Na, wenn das kein Zeichen war. ;o) Um zwanzig nach neun betraten wir damn zu dritt die Bar des Hotels und wie vorhergesagt war fast die komplette Mannschaft dort anzutreffen. Das Management von Chambery saß gemütlich bei einer Flasche Rotwein zusammen. Wir bestellten uns an der Bar unsere Getränke, schauten uns kurz um und als wir aus einer Lounge-Ecke ein lautes "Da seid Ihr ja endlich mal!" zur Begrüßung hörten, da wussten wir, wo wir hinmussten. 
Ich bekam noch kurz einen Spruch, weil ich meine Wendeweste versehntlich mit der grünen Seite nach aussen getragen hatte - nachdem aber die blaue Seite aussen war und ich klargestellt hatte, dass ich "kein Fuchs bin"war das der Beginn eines langen Abends mit vielen Geschichten, die wir uns gegenseitig zu erzählen wussten. Wir hörten Geschichten der Gegenwart, aus der Vergangenheit und sprachen über die Zukunft. Es wurde aus Frankreich und Hamburg berichtet und irgendwie war es wie immer: Nett, lustig, vertraut und in keinster Weise distanziert. Und wir freuen uns auf's nächste Mal - egal wo! Auf Wiedersehen, Bobo! Und bitte bleib, wie Du bist!




Kleiner Nachtrag: Wir haben in Berlin den Fotografen getroffen, dem wir die wunderbaren Bilder verdanken, die uns bei Bobos Verabschiedung zeigen. Nachdem wir uns herzlich für die tollen Fotos bedankt haben, bekam ich die Erlaubnis, auch für diesen Blog seinte Fotos zu verwenden. Danke dafür - und Monsieur Joffrey schien wieder ein Auge auf uns geworfen zu haben. ;-) Merci! 

 

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